Am 21. und 22. September 2019 fand auf der Insel Hiddensee das 7. Äquinoktium des Kunstvereins Hiddensee e. V. statt. Den hundertsten Jahrestag der Gründung des „Hiddensoer Künstlerinnenbundes“ nahm der Verein zum Anlass, zu mehreren Vorträgen und einer Gesprächsrunde einzuladen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage aufgeworfen, wie es heute um die Künstlerinsel Hiddensee, sowie andere Künstlerkolonien des Ostseeraumes wie Schwaan und Ahrenshoop bestellt ist.

Übereinstimmend wurde festgestellt, dass hier eine große Diskrepanz herrscht: einerseits der Ruf der jeweiligen Kolonie als Tourismusmagnet, andererseits die Lebens- und Arbeitsbedingungen, denen die Kunstschaffenden hier ausgesetzt sind. Es fehlt an bezahlbaren Wohn- und Arbeitsräumen, behördliches Engagement ist rar oder bleibt ganz aus und muss durch privates Sponsoring ersetzt werden, welches auch nicht per se gewährleistet ist.

Allgemein – mit großer Besorgnis zu beobachten auf Hiddensee – scheint an den maßgeblichen Stellen das Bewusstsein dafür zu fehlen, dass Kunst kein simpler Wirtschaftsfaktor ist, der Einnahmen generiert; dass sie auf Unterstützung und Förderung angewiesen ist und dass es mehr bedarf als der Hervorhebung glorreicher Vergangenheiten, um eine lebendige Kunst- und Kulturszene am Leben zu erhalten, die Besucher anzieht und so auf ihre Weise dem Tourismus dient. Deutlich wird dies gerade wieder angesichts der Zuwendungen von Land und Gemeinde für das in seinen kulturellen Darbietungen doch sehr einseitige Landeserntedankfest Mecklenburg-Vorpommern 2019 auf Hiddensee. Da müssen sich die Verantwortlichen die Frage gefallen lassen, ob so eine ausgewogene Kulturförderung aussieht.

Um die Kunst- und Kulturszene unserer Region am Leben zu erhalten, müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, müssen das Land M-V und die Kommunen beweisen, dass sie bereit sind, auch in dieser Hinsicht eine aktiv unterstützende Politik zu betreiben und deren Steuerungsprinzipien offenzulegen. Im Verborgenen schlummernde Möglichkeiten genügen nicht, sie müssen konkret angewandt werden. Tourismuswerbung wird unglaubwürdig, wenn sie nur an vergangene Zeiten erinnert und nicht auch die Gegenwart lebender Künstlerinnen und Künstler einbezieht.

Künstlerinnen und Künstler brauchen Klarheit darüber, dass man willens und in der Lage ist, sie in ihrem oft schwierigen Existenzkampf nicht alleine zu lassen. Profitieren davon können alle: Bewohner, Gemeindeverantwortliche, Besucher, das Land.

Hiddensee, im September 2019
Kunstverein Hiddensee e. V.,
Zum Hochland 7,
18565 Kloster, Seebad Insel Hiddensee