2019

Datum
21./22. September 2019

Ort
Gerhart-Hauptmann-Haus, Kloster / Hiddensee

Hiddenseer Äquinoktium 2019

Veranstaltungsreihe des Kunstverein Hiddensee e.V.

 

„Wenn ich in ein Modebad ginge, könnte ich großartig verdienen…“  (Julie Wolfthorn an Ida Dehmel)

Künstlerinnen auf Hiddensee – damals und heute

Als sich 1919 Malerinnen aus vielen Gegenden Deutschlands zusammenfanden, um den „Hiddensoer Künstlerinnenbund“ zu gründen, sprachen mehrere Gründe dafür. Zum einen war man hier ungestört, es drohte keine Ablenkung von Seiten einer vielgeschmähten Zivilisation. Man war aber auch unter seinesgleichen, pflegte den geselligen Austausch, fand Anregungen. Denn als Zuflucht vieler Künstler und Intellektueller war Hiddensee kein „Modebad“, sondern ein Ort der Entfaltung der Sinne und des Geistes. Auf die Insel kamen sie alle, weil sie Freiheit suchten: Natur als Freiraum für künstlerisches Schaffen, aber auch Freiheit als Loslösung aus einengenden Normen und Konventionen, wie sie damals vor allem Frauen zu erleiden hatten, denen bis dahin noch der Zugang zu den Kunstakademien verwehrt war.

Mit seinem Äquinoktium 2019 nimmt der Kunstverein Hiddensee das Jubiläum der Gründung des Künstlerinnenbundes zum Anlass, an das Wirken jener Künstlerinnen im Zusammenhang damaliger Frauenbewegungen zu erinnern, aber auch zu fragen, welche Spuren ihre oft tragisch geendete Initiative hinterlassen hat und wie es heute um die „Künstlerinsel Hiddensee“ bestellt ist. Die glorreichen Zeiten von damals haben sich gewandelt. Doch die Anziehungskraft der Insel ist geblieben. Damit stellt sich auch die Frage nach ihrer Zukunft.

 

Programm

Sonnabend, 21.09.2019

13:00 Uhr        
Einführungen in die Ausstellungen „Kunst und/oder Politik? Der Hiddensoer Künstlerinnenbund“ im Heimatmuseum und „Künstlerinnen auf Hiddensee – damals und heute“ in der Galerie am Torbogen

Marion Magas, Kuratorin der Ausstellung in der Galerie am Torbogen

Jana Leistner, Kuratorin der Ausstellung im Heimatmuseum

Treffpunkt: Galerie am Torbogen (ab 12:30 Uhr)

(Bildung von zwei Gruppen, die nach Besichtigung der jeweiligen Ausstellung die Häuser wechseln)

 

15:00 Uhr        
Begrüßung

Jana Leistner & Christian Deutschmann, Vorstand des Kunstvereins Hiddensee e.V.

Franziska Ploetz, Leiterin des Gerhart-Hauptmann-Hauses

 

15:15 Uhr        
1. Vortrag: Ute Gräfin von Hardenberg

Wege aus der Unmündigkeit. Der Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 und seine Geschichte als Anstifter künstlerischer Emanzipation

Der „Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 e. V.“ (VdbK) ist der älteste heute noch existierende Zusammenschluss bildender Künstlerinnen in Deutschland. Neben einer Zeichen- und Malschule organisierte er regelmäßig stattfindende Kunstausstellungen. Auch Malerinnen des Hiddensoer Künstlerinnenbundes nutzten die Angebote dieses Vereins.

Ute von Hardenberg war selbständige Apothekerin und von 1990 bis 2012 Vorsitzende des Archivvereins der Berliner Künstlerinnen. Aus Platzmangel ging danach das größte Archiv für Kunst von Frauen an die Berliner Akademie der Künste. Seit 2014 ist sie Vorsitzende des VdbK.

 

16:00 Uhr        
2. Vortrag: Dr. Kornelia Röder

Frauenpower in Ost und West: die Rolle von Künstlerinnen im Kunstleben der DDR und der Bundesrepublik

Künstlerinnen der DDR wurden bisher noch nicht in der Weise gewürdigt, wie es ihren Leistungen gebührt. Auch für westliche Künstlerinnen war der Weg zu Anerkennung und Erfolg nicht leicht. Die vergleichende Betrachtung der Bildwelten von Künstlerinnen in Ost und West eröffnet neue Perspektiven auf die Rolle der Frauen in beiden Gesellschaften.

Dr. Kornelia Röder ist seit 2009 Kuratorin am Staatlichen Museum Schwerin mit Schwerpunkt Klassische Moderne und zeitgenössische Kunst und hat seitdem zahlreiche Ausstellungen erarbeitet. Gemeinsam mit Dr. Gerhard Graulich leitet sie außerdem das Duchamp-Forschungszentrum.

 

16:45 Uhr        
Kaffeepause

 

17:15 Uhr        
Gesprächsrunde: Hiddensee, immer noch eine Künstlerinsel?

Positionen, Traditionen, die Rolle des Kunstmarktes etc.

Auf Hiddensee arbeitende Künstlerinnen

Heiko Brunner, Direktor des Kunstmuseums in Schwaan / Präsident von EuroArt

Robert Dämmig, Galerist und Auktionator in Ahrenshoop

Gesprächsleitung: Dr. Konrad Glöckner, Pastor

Ab 20 Uhr geselliges Beisammensein in der Gaststätte „Wieseneck“ in Kloster

 

Sonntag, 22.09.2019

10:00 Uhr        
Vortrag: Jürgen Friedrich

Biografien als Exempel. Die Malerin Käthe Loewenthal und ihre Schwestern, die Malerin Susanne Ritscher und die Fotografin Agnes Schäfer

Bilder, Familiengeschichte und Spurensuche geben drei Künstlerinnen wieder ein Gesicht, das sie in ihrem deutsch jüdischen Schicksal verloren hatten.

Jürgen Friedrich lebt zusammen mit seiner Ehefrau Gabi (Enkelin von Susanne Ritscher und Großnichte von Käthe Loewenthal) in Emden/Ostfriesland und ist im Verein „Lebenswerk Käthe Loewenthal“ engagiert. Er war Förderschullehrer und Schulleiter, jetzt Pensionär. Im kirchlichen Bereich arbeitet er in der Diakonie und bei Predigtdiensten mit.

 

Anschließend Nachgespräch und Möglichkeit zum Besuch der Lietzenburg in Kloster mit Besichtigung von Werken der Sammlung Jens Michael Plaul, Weimar. (Einführung und Vorstellung durch Hr. Plaul)

 

Moderation der Einzelvorträge: Michael Helbing